Die Stadtmauer und ihre Türme

Von der Stadtbefestigung in Köthen sind der Hallesche Turm und der Magdeburger Turm erhalten geblieben. Die Ringmauer existierte bereits im 13. Jahrhundert. Insgesamt führten fünf Tore in die Stadt, die teilweise jedoch zu unterschiedlichen Zeiten standen. Es gab drei große Toranlagen. Das Hallesche Tor gewährte den Eingang zum Halleschen Viertel (im Mittelalter war Köthen in drei Viertel aufgeteilt).

Hallescher Turm

Der Hallesche Turm ist, neben dem Magdeburger Turm, der einzige Teil der Toranlage der mittelalterlichen Stadtbefestigung, der bis heute erhalten geblieben ist. Mit seiner rund 550-jährigen Geschichte zählt er zu den ältesten Baudenkmälern Köthens. Das Hallesche Tor wurde als Doppeltor angelegt und gewährte den Eingang zum sogenannten Halleschen Viertel. Die Doppeltoranlage fungierte als eine Art Schleuse, um einerseits Angriffen besser gewappnet zu sein und andererseits die Kontrollen von Durchreisenden zu erleichtern. Das äußere Tor endete ungefähr beim heutigen Deichmann, das Innere war direkt am Halleschen Turm gebaut.

 

Hallesche Vorstadt um 1865

Das genaue Alter des Halleschen Turms ist nicht bekannt, jedoch belegen Aufzeichnungen, dass ab 1592 Gefängniszellen im Turm eingerichtet wurden. Im Jahr 1803 baute man eine im Turm befindliche Schreibstube zu einem beheizten Gefängnis für Wechselschuldner um. Das Gefängnis hatte schließlich ausgedient, als im Schloss ein Amtsgerichtsgefägniss errichtet wurde. Die vorübergehende Unterbringung von Obdachlosen ging mit einigen Beschwerden der Köthener Bürger einher, da sie ihre Nachtruhe gestört sahen. 

Später nutzte man sowohl den Magdeburger als auch den Halleschen Turm nur noch selten, da keine Heizungs- und WC-Anlagen installiert waren, glücklicherweise entschied sich der Magistrat gegen einen Abriss, der zur Diskussion stand und verhinderte so die Vernichtung einiger heute um so wichtigeren Wahrzeichen Köthens.

Nach Kriegsende 1945 nutzte man ihn kurzzeitig zur Unterbringung von Flüchtlingen. Aber erst nach der Wende wurde der Hallesche Turm als Köthen-Information umgebaut und genutzt. Heute ist der 32,2 m hohe Turm Sitz der Veranstaltungskasse der Köthen Kultur und Marketing GmbH.

Wir folgen der Stadtmauer in Richtung Bärteichpromenade, diese befand sich außerhalb des alten Köthens und war damals wesentlich tiefer und breiter als heute, so reichte der Graben knapp bis zur Schalaunischen Straße (erst 1875 brachte man ihn auf seine jetzigen Maße). Dort stand auch das zweite Stadttor, das Schalaunische Tor, später bürgerte sich der Name Bärtor bei den Köthenern ein.
Auch hier gab es im Mittelalter eine Doppeltoranlage, wie beim Halleschen Tor. Am äußeren Tor (auf Höhe des Reformhauses) war ein Tauchgalgen befestigt, der dazu verwendet wurde, Geständnisse vor allem von Frauen zu erwirken oder diese zu bestrafen. Auch ein Schandpfahl und einen Pranger zeugten davon, dass mit Dieben nicht zimperlich umgegangen wurde. Das innere Tor befand sich am einstigen Hotel „Schwarzer Bär“. Auf Geheiß von Herzog Heinrich wurde das äußere Tor 1836 abgerissen und durch einen neogotischen Bau ersetzt, dieses hatte nun den Namen Bärtor inne.
Nun war das innere Tor überflüssig und es sollte abgerissen werden. Das Tor behinderte nämlich stark den Verkehr, denn auf dem Weg zum Neustädter Platz standen noch Häuser, sodass die Kurve speziell von Fuhrwerken nur sehr schwierig zu meistern war. Allerdings ging der Abriss nicht ohne Weiteres von Statten, denn der Überbau des Tores wurde damals noch vom Besitzer des Gasthofes „Zum Schwarzen Bären“ unter anderem als Tanzstube genutzt, er weigerte sich schlicht dem Abriss zuzustimmen.
Als er jedoch selbst in wirtschaftliche Not geriet, kam er mit der Stadt Köthen überein das Tor abzureißen, wenn diese ihm eine Hypothek gewährte. Das Bärtor blieb den Köthenern noch bis 1874 erhalten. Vom Schalaunischen Turm sind nahezu keine Details aus der Vergangenheit bekannt, außer Lage und vermutliches Aussehen, rund und mit Zinnen versehen.

 Magdeburger Turm

Magdeburger Turm

Die dritte große Toranlage war das Magdeburger Tor. Im ersten Drittel des 18. Jahrunderts wurde die zweite Variante des Magdeburger Tors erbaut. Noch heute kann man dessen Lage an einer eckige Säule an der Schlosserei Pohle sehr gut nachvollziehen. Auch die Torwächterhäuschen sind immer noch an Ort und Stelle, teilweise sogar mit Stadtwappen aus dem 17./18. Jahrhundert. Der Magdeburger Turm wurde schon 1562 auf den Grundmauern seines Vorgängers erbaut und ist ebenso wie der Hallesche Turm ein bauliches Relikt aus der mittelalterlichen Stadtbefestigung Köthens. Er besitzt einen quadratischen Grundriss und ist sechsgeschossig. Ergänzt wurde im Jahre 1784 eine welsche Haube mit Schieferdeckung.

Im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 wurde der Magdeburger Turm als homöopathischer Ruhepunkt umgestaltet.

 

 

 

Springtor an der Lutzeklinik

Springtor mit Torgebäude um 1870/75

Die beiden übrigen Toranlagen hatten längst nicht die Dimensionen der anderen drei. Das Springtor beispielsweise wurde auch Springpforte genannt, was darauf hinweist, dass es sehr klein gewesen sein muss. Es befand sich am Ende der Springstraße und wurde 1854/55 während des Baus der Lutzeklinik errichtet.

Die Lage der  5. Toranlage, der Klipppforte,  ist nicht genau dokumentiert, man weiß aber, dass es den Ausgang zum Neumarkt markierte, der im 17. Jahrhundert eingemeindet wurde.