Während einer öffentlichen Führung am 11. Oktober informierten Daniel Spielau und Christian Ratzel von der Köthen Kultur und Marketing GmbH über den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten am Schloss und weitere Zukunftspläne. Wahrscheinlich dem Regen geschuldet, fanden sich im Innenhof des Schlosses nur eine Handvoll Interessierte zusammen, diese nutzten dafür die Gelegenheit ausgiebig und stellten ihre Fragen und erhielten Informationen aus erster Hand. Zur Sprache kam zunächst jedoch ein geplanter Neubau, der zukünftig eine neue Anhalt-Tourist-Information beherbergen soll. Aber warum nun ein Neubau, wenn andere Bereiche des Schlosses dringender Sanierung bedürfen? Die Zusage der Fördermittel ist vor allem an gewisse Auflagen geknüpft, beispielsweise die Barrierefreiheit. Diese ist momentan im Köthener Schloss noch nicht gegeben (man bedenke den beschwerlichen Aufstieg zum Spiegelsaal über die Wendeltreppe). Die Gelder sind essenziell, um die Sanierung überhaupt zu stemmen.
Barrierefreier Zugang
Durch die mehr als dreißig verschiedenen Höhenebenen des Schlosses wäre es mit einem einfachen an die Außenfassade montierten Fahrstuhl allerdings nicht getan, sodass andere Lösungsansätze gefunden werden mussten. Eine davon ist der Bau eines komplett neuen Gebäudes an der Stelle des 1944 durch einen Bombentreffer zerstörten Alten Amtshauses.
Köthener informierten sich über den Fortschritt der Schlosssanierung
Zukunktspläne für das Schloss
Die beiden Mitarbeiter der Köthen Kultur und Marketing GmbH vermittelten ein sehr optimistisches, ja fast euphorisches Gefühl bei den Anwesenden. Denn sie unterstrichen die Wichtigkeit dieser Aktion – sicher Köthen hat einige Baustellen, aber das Schloss war und ist der Angelpunkt der Stadt Köthen. Köthen war einstmals Residenzstadt, diesem Umstand ist es zu verdanken, dass auch heute noch so viel Leben in der Bachstadt stattfindet und Köthen über die Landesgrenzen hinaus einen internationalen Ruf innehat. Bis 1847 regierten die Fürsten und Herzöge hier und prägten die Geschichte und auch die Gegenwart nachhaltig. Aber gerade weil Köthen so viel Geschichte und berühmte Persönlichkeiten, wie Bach, Hahnemann, Lutze, die Fruchtbringer oder auch Naumann (um nur einige zu nennen) vorweisen kann, hat es auch die Möglichkeit, durch eine Anhalt-Tourist-Information zentraler Ausgangspunkt für Touristen zu werden, die sich für das gesamte Umland, speziell das Anhalt-Land interessieren. Die Besucher könnten dadurch von Köthen aus alle Unternehmungen auch in angrenzende Städte planen. Getreu der Aussage: Köthen - im Herzen von Anhalt.
Neues Museumskonzept
Der Spiegelsaal wird derzeit restauriert
Die Fördergelder würden allerdings nicht nur für den Spiegelsaal, weitere sehr dringende bauliche Maßnahmen zum Erhalt des Schlosses und die neue Touristen-Information genutzt, auch die Museumslandschaft soll erneuert und attraktiver gestaltet werden. Ideen dafür gibt es mehr als genug. Museumsleiter Daniel Spielau hat hierfür einige in einem umfangreichen Konzept (auch unter Berücksichtigung der Vorstellungen des 2005 verstorbenen und unvergessenen langjährigen Museumsdirektors Günther Hoppe) zusammengetragen. Das Museum soll eine Erlebniswelt werden, in dem Geschichte nicht nur an Exponaten sichtbar, sondern auch durch pädagogische Museumsarbeit speziell für Kinder erlebbar gemacht werden kann. Seit der Schließung des Heimatmuseums in der Museumsgasse fehlt es Köthen an einer heimatgeschichtlichen Ausstellung, auch dem soll Rechnung getragen werden, um vor allem auch Köthener wieder ins Schloss locken. Denn trotz des oft kritischen Umgangs mit unserer Stadt, lieben wir Köthener sie doch und fühlen uns hier sehr wohl.